19. Mai 2024 Teilzeit-Ausbildung: Win-Win-Situation

Die Erfolge des Qualifizierungsprojekts TEP beweisen, dass Familie und Berufsausbildung kombinierbar sind.

Zeitung am Sonntag vom 19.05.2024

Unternehmen konkurrieren auf dem Arbeitsmarkt um qualifizierte Arbeitskräfte und talentierte Auszubildende. Sie suchen nach Wegen, ihre Mitarbeiter zu motivieren, zu fördern und zu halten. Gleichzeitig stehen Menschen mit familiären Verpflichtungen oft vor der Herausforderung, ihren Traum von einer Berufsausbildung zu verwirklichen. In dieser Situation kann die Teilzeitausbildung als Brücke dienen, um die Interessen beider Seiten zu vereinen. Hier setzt das TEP-Projekt an.
Maike Jentges hatte schon lange das Ziel, im Bereich der Informatik zu arbeiten. „Dank des TEP-Projekts habe ich die Möglichkeit erhalten, eine Teilzeitausbildung als Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung bei Plenge System Service zu absolvieren. Diese Chance ermöglicht es mir, genug Zeit für meine Kinder zu haben, da ich nur 30 Stunden pro Woche berufstätig bin, anstatt in Vollzeit zu arbeiten,“ erzählt die junge Mutter. Axel Plenge, ihr Ausbilder und Geschäftsführer des Unternehmens, habe großes Verständnis gezeigt und ihr nach einer kurzen Einarbeitungsphase alle erforderlichen Unterstützungen gewährt, um ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen optimal zu vereinbaren. „Schnell war allen Beteiligten klar, dass dieser Weg sehr gut funktionieren kann und wird", sagt Axel Plenge. „Die Teilzeitoption anzubieten, hat nicht nur unserer Auszubildenden geholfen, ihre beruflichen
Ziele zu verfolgen, sondern auch unserem Unternehmen. Sie bedeutet eine Investition in die Zukunft, da wir eine motivierte Auszubildende gewonnen haben, die wir auch langfristig im Unternehmen halten wollen.“
Für Maike Jentges zeigt ihre positive Erfahrung die gute Vereinbarkeit dieses immer noch von Männern dominierten Berufsfeldes mit dem Familienleben. „Es ist ermutigend zu sehen, dass es im meiner Berufsschulklasse verhältnismäßig viele Frauen gibt, von denen mehrere ebenfalls ihre Ausbildung in Teilzeit absolvieren,“ berichtet sie.
Das TEP-Projekt: Eine Erfolgsgeschichte
„Teilzeitausbildung“, „Einstieg begleiten“, „Perspektiven eröffnen“ dafür steht TEP. Das aus Mitteln des Landes und des Europäischen Sozialfonds geförderte Projekt zielt darauf ab, Eltern und pflegenden Angehörigen eine langfristige berufliche Zukunft durch eine Ausbildung in Teilzeit zu schaffen. Seit mehr als 15 Jahren wird das Projekt vom Sozialwerk Aachener Christen in Kooperation mit dem Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung (VabW) und der DEKRA angeboten.
Die Teilzeitausbildung ist im Berufsbildungsgesetz verankert. Sie ist prinzipiell in allen Berufsfeldern der dualen Ausbildung möglich. Darüber hinaus können auch einige schulische Ausbildungen stundenreduziert werden. In der Regel beträgt die Wochenstundenzahl zwischen 25 und 30 Stunden inklusive des Berufsschulunterrichts. Die Stunden in der Berufsschule können nicht reduziert werden, der schulische Teil der Ausbildung findet in Vollzeit statt. Die Arbeitszeit im Unternehmen hingegen wird verkürzt und kann, in Absprache zwischen Arbeitgeber und Auszubildenden, flexibel angepasst werden. „Die Ausbildungszeit muss sich nicht zwangsläufig verlängern. Die meisten unserer Teilnehmer/innen erreichen das Ausbildungsziel in der regulären Zeit“, so Bärbel Lückhoff, die Projektleiterin von TEP beim Sozialwerk.
TEP bietet eine Rundum-Betreuung, die von der Berufsorientierung bis hin zur Suche nach passenden Ausbildungsplätzen in Teilzeit reicht. Individuelles Coaching und gezielte Vorbereitung auf den Bewerbungsprozess ermöglichen es den Teilnehmenden, eigenständig zu handeln. Zusätzlich werden sie organisatorisch unterstützt, um Familie und Ausbildung erfolgreich zu vereinen. Die Teilnehmer/innen werden auch über den Beginn der Ausbildung hinaus intensiv begleitet. „Wir stehen ihnen, aber auch den Unternehmen während des gesamten Prozesses als Ansprechpartner zur Verfügung,“ betont Bärbel Lückhoff. Bereits jetzt erfreue sich das Projekt einer hohen Vermittlungsquote. „Wir hoffen, dass wir noch mehr Ausbildungsbetrieben die Vorteile der Teilzeitausbildung näherbringen können, um unseren Teilnehmer/innen eine größere Bandbreite an Ausbildungsmöglichketen bieten zu können,“ so die Projektleiterin.
Die Vorteile der Teilzeitausbildung bestehen beidseitig für Unternehmen und Auszubildende Das TEP-Projekt bringt eine Fülle von Vorteilen für die Teilnehmenden mit sich. Es ebnet Eltern und pflegenden Angehörigen den Weg in eine qualifizierte Ausbildung und die Integration in den Arbeitsmarkt, ohne dass berufliche Interessen und familiäre Verantwortung in Konflikt geraten.
Aber auch Unternehmen profitieren von dem Modell der Teilzeitausbildung. Es kann das Recruiting erleichtern, da Unternehmen attraktiver für potenzielle Bewerber/innen werden, die
nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance suchen. Es ermöglicht gleichzeitig, das Image als sozial verantwortlicher und familienfreundlicher Arbeitgeber aufzubauen oder zu stärken. Sozialwissenschaftliche Studien zeigen, dass Mitarbeiter mit flexibleren Arbeitsmöglichkeiten oft effizienter arbeiten und eine höhere Arbeitsmoral aufweisen. Arbeitszeitgestaltung entlang von individuellen Bedürfnissen steigert aber nicht nur die Motivation und Arbeitsleistung, sie fördert auch die Loyalität gegenüber dem Unternehmen. Das bedeutet, dass flexible Arbeitsmodelle wie die Teilzeitausbildung die langfristige Bindung von gut ausgebildeten Fachkräften begünstigen. Es ist auch anzunehmen, dass die Teilzeit-Azubis, sobald es ihre familiäre Situation erlaubt, den Übergang in eine Vollzeitbeschäftigung in Betracht ziehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das TEP-Projekt mit seinem Auftrag, Teilzeitausbildungen zu fördern, zu einer Win-Win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber führt und bestätigt, dass soziale Verantwortung und betrieblicher Erfolg Hand in Hand gehen.
Infotafel:

Das TEP-Projekt wird in der StädteRegion Aachen von drei kooperierenden Bildungsträgern an drei verschiedenen Standorten angeboten: vom Sozialwerk Aachener Christen (Aachen), vom VabW, Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung e. V. (Alsdorf und Heinsberg) und von der DEKRA Akademie GmbH (Euskirchen und Düren). Teilnehmende des Projekts werden auf der Suche nach einer Teilzeitausbildung sechs Monate unterstützt (Vorbereitungsphase) und für weitere sechs Monate nach Beginn der Ausbildung (Begleitphase).

Interessierte aus Aachen wenden sich bitte an:
Bärbel Lückhoff
Tel.: 0157 345 079 05 oder 0241 - 474 93 576
Lueckhoff@sozialwerk-aachen.de

Weitere Information unter:
https://www.sozialwerk-aachen.de/projekt-details/tep-ausbildung-in-teilzeit.html

Quelle

Zeitung am Sonntag

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